Kommende Ratispona

Die Kommende Ratispona ist ein Verein mit insgesamt 13 Mitgliedern, von denen 6 nach Weißenstein zum Ritterspektakel 2014 gekommen sind. Der Verein, beheimatet in Regensburg, existiert seit 2009 und ist seit 2012 eingetragener Verein. In Weißenstein ist die Gruppe zum dritten Mal nach 2010 und 2012. Sie gehören damit auch schon zu den Stammgästen auf Weißenstein, die sich nicht bewerben müssen, sondern von Sepp Niedermeier eine Einladung bekommen.

Unter Führung ihres Komturs Jorgen von Donaustauf, dem 1. Vorsitzenden des Vereins, stellt die Gruppe einen Trupp Deutschordensritter mit Gefolge dar. Wir hatten die Ehre, mit Jorgen von Donaustauf, der Äbtissin Luzia von Donaustauf und dem Wachhauptmann Gero von Braydenbach zu sprechen.

Der Vereinsname ist keine fiktive Benennung nach dem Heimatort, nicht Fantasie der Gruppe. Tatsächlich gab es 1252 in Regensburg (lat. Ratisbona) eine Komturei des „Ordens der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Marien zu Jerusalem“, lateinisch „Ordo fratrum domus Sanctae Mariae Ierosolimitanorum“, kurz Deutschordensritter oder auf Latein Ordo Teutonicum, was zum Kürzel „OT“ hinter den Namen der zu diesem Orden gehörenden Ritter- und Sergeantenbrüder führte. Der Deutschritterorden wurde im März 1198 als Mönchsritterorden gegründet. Vorbilder waren dabei der Johanniter- und der Templerorden. Obwohl der Hochmeister des Ordens nach dem Fall Akkons als letzter Bastion der Kreuzritter am 18. Mai 1291 noch bis 1309 in Venedig sein Quartier hatte (man hoffte schließlich noch auf eine Rückeroberung des Heiligen Landes durch einen neuen Kreuzzug), verlagerte sich der Schwerpunkt der Missionsarbeit bereits 1226 nach Norden an die Ostsee, wo die Deutschordensritter die Pruzzen zum Christentum bekehren sollten.

Lagerzelt der Kommende Ratispona und Teile der für das 13. Jh. zeitgerechten Rüstung


Für sich selbst und die Darstellung im Lager wollen die Deutschordensritter und ihr Gefolge historisch so genau wie möglich sein, sehen es aber dem Publikum gegenüber nicht ganz so eng. Zeitlich ordnet man sich um 1250 ein und strebt historische Genauigkeit an, was Lagerleben, -ausstattung und Zivilkleidung betrifft. Bezüglich der Schutzausrüstung, so Hauptmann Gero, müsse man schon Zugeständnisse an das reale Leben im 21. Jahrhundert machen. Schließlich muss man arbeitsfähig bleiben. Die Schutzausrüstung ist ob der verbesserten Entwicklungen späterer Zeiten deshalb eher später zu datieren.

Das Vereinsleben ist und bleibt Hobby, mag es neben dem Beruf im realen Leben zwischen Montag und Freitag auch mehr als nur die Wochenenden binden – und Hobby soll in erster Linie Freude machen.

Die Kommende Ratispona und ihr orientalischer Begleiter im Lager auf Weißenstein : v. l. Komtur Jorgen von Donaustauf, Faris ad-Din, Hauptmann Gero von Braydenbach


Die Lagerausrüstung und Kleidung sind selbst hergestellt und originalgetreu nach historischen Vorbildern gestaltet, die Zelte und Waffen im entsprechenden Fachhandel gekauft. Die Schilde allerdings produziert Gero von Braydenbach höchstselbst und verkauft sie, ebenso wie seine selbst hergestellten Schwertscheiden, über die Webseite der Kommende (www.kommende-ratispona.de).

Von unseren Gesprächspartnern erfuhren wir ergänzend, dass Essen, Feuerholz und Wasser vom Veranstalter kostenlos gestellt werden, was in anderen Lagern oftmals nicht der Fall ist. Nach ihren Angaben wird in anderen Lagern von den Lagergruppen sogar schon für die Teilnahme Geld verlangt …


Bei Komtur Jorgen von Donaustauf, Äbtissin Luzia von Donaustauf und Hauptmann Gero von Braydenbach trafen wir dann noch einen … nun ja, ungewöhnlichen … Gast, dessen orientalisches Zelt mit einer davor flatternden schwarzen Fahne mit arabischer Schrift (Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet) uns geradezu magisch angezogen und zur Kommende Ratispona geführt hatte: nämlich Faris ad-Din, einen Sarazenen. (Hätte ich zum Zeitpunkt des Interviews bereits die Webseite der Kommende Ratispona gekannt, hätte es mich nicht gewundert. Wer mit den Ibelins [Gruppe Arx Ibelin] befreundet ist, nimmt auch Sarazenen unter seine Fittiche …) Faris reist unter dem Schutz der Deutschordensritter durch den Okzident und erlebt das Leben der für ihn Ungläubigen in deren Ursprungslanden. Dank Faris gibt es bei den Deutschordensrittern nahezu stets verfügbar Orangen.

Ein echter Blickfang: Das Zelt des Faris ad-Din, Begleiter der Kommende Ratispona aus dem Morgenland.


Faris ist – wie seine ritterlichen Beschützer bezüglich ihrer Schutzausrüstung – ein zeitliches Chamäleon. Er passt sich den Erfordernissen des jeweiligen Lagergeschehens an und trägt kleidungsmäßig einen Nahost-Stilmix. Als Sarazene deckt er denselben Zeitraum wie die Deutschordensritter ab, die zeitgleich während der Existenz des Königreichs Jerusalem im Heiligen Land waren. Faris gibt allerdings auch den mittelalterlichen Osmanen und ist damit bis mindestens 1453 zeitlich aktuell.

Bezüglich der Schutzausrüstung teilt Faris die Meinung seiner Lagerkameraden und wählt für die Feldschlacht dann doch eher die osmanische Rüstung als die sehr dünne, nur wenig Schutz bietende Sarazenenrüstung.


Die Kommende Ratispona und ihr sarazenischer Freund Faris ad-Din bieten dem Publikum in Weißenstein Lagerleben und beteiligen sich am Umzug und an der Schlacht um Weißenstein – vorausgesetzt, sie fällt nicht (wie 2012 und 2014) aus.



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