27. - 29. Juni 2014
Nach der „Wasserschlacht“ von 2012, dem bislang wohl verregnetsten Ritterspektakel zu Weißenstein seit der erstmaligen Durchführung 2001, bestand wegen der danach schwer angeschlagenen Wiesen die Gefahr, dass es keine weitere Veranstaltung dieser Art in Weißenstein bei Regen im Bayerischen Wald geben würde. Doch bayerische Bergwiesen sind ebenso zäh wie ihre Besitzer … und die Veranstalter mittelalterlich geprägter Feste. Und deshalb konnte die Jubiläumsveranstaltung, die 10. Ausgabe des Weißensteiner Ritterspektakels, vom 27. bis zum 29. Juni 2014 doch stattfinden. Zweieinhalb Tage lang – Freitag von 17 bis 22 Uhr, Samstag von 11 bis 22 Uhr und Sontag von 11 bis 17 Uhr – stand der Ort Weißenstein mit der Ruine seiner im 11. Jh. erstmals erwähnten Burg wieder ganz im Zeichen des späten Mittelalters.
Ja, Josef Niedermeier, seines Zeichens Vorsitzender der Freunde der Burganlage Weißenstein e.V., kurz Burgfreunde genannt, ist es erneut gelungen, den Wieseneigentümern und ihren Pächtern die großen Grünflächen um die Burg Weißenstein für drei Tage als Veranstaltungsort und Parkplatz des im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindenden Ritterspektakels abzuhandeln. Wie schon 2012 haben zwei der angemeldeten Gruppen kurzfristig abgesagt, was den Veranstalter nicht amüsiert hat; schließlich musste er anderen Interessenten absagen, weil die in diesem Jahr wegen des Jubiläums sogar auf 35 erweiterten Gruppenplätze ausgebucht waren. Schande über sie, wenn ihre Vorträge, weshalb sie so kurzfristig ausgestiegen sind, nicht zu hundert Prozent stimmen – sie haben anderen die Möglichkeit genommen, teilzunehmen.
Zwar mussten die Burgfreunde trotz reichen Sponsorings der Stadt Regen und diverser örtlicher Unternehmen den Eintrittspreis auf 5 Euro je erwachsenen Teilnehmer anheben – für das ganze Wochenende, wohlgemerkt! –, dafür waren Kinder dieses Jahr bis 15 Jahre frei.
Wettermäßig war Petrus dieses Jahr zunächst gnädiger gestimmt als Anno Domini 2012. Freitag und Samstag herrschten Sonnenschein, wahrhaft weiß-blauer Himmel (wie es sich für Bayern gehört) und Temperaturen deutlich oberhalb der 20-Grad-Marke. Die Besucherzahlen waren am Freitag und Samstag erkennbar wesentlich höher als bei der so schrecklich verregneten Veranstaltung 2012. Bestes Ausflugswetter spülte ordentlich Geld in die Kasse der Burgfreunde – jedenfalls bis Samstagabend um 20.30 Uhr. Dann zog ein Regensturm auf, der eine gute Stunde dauerte und die Besucher in die Zelte trieb, sofern sie sich von Petrus’ Wutanfall nicht ganz verscheuchen ließen. Danach ging das Fest jedoch programmgemäß mit der Feuershow von Batavis Gladii und dem abendlichen Musikprogramm weiter, das unter dem Motto „Mittelalterliche Klänge mit Musik und Feuer“ stand.
Wie am Sonntag zwanglos festzustellen war, ist Petrus definitiv kein Weißensteiner. Ausgerechnet an seinem Gedenktag (29. Juni, Peter und Paul) ließ er es von früh bis spät regnen – mal mehr, mal weniger, aber eben dauerhaft. Die Folge war eine deutlich verringerte Besucherfrequenz und die Verlegung der als Feldmesse geplanten heiligen Messe in den zum Museum ausgebauten Getreidekasten der Burgruine Weißenstein. Auch wenn Josef Niedermeier mit dem Spektakel eigentlich sehr zufrieden ist, wie er im Gespräch mit Karfunkel erklärte, war der verregnete Sonntag ein ziemlich dicker Wermutstropfen im Glückswein des Freitags und des Samstags.
Für die musikalische Unterhaltung sorgten während des ganzen Spektakel-Wochenendes die Gruppen Neumentroll, Eichelheer und Nostri Farrago sowie erneut der Harfenist Frederik Finn. Dafür vermissten wir die von der letzten Veranstaltung bekannte Gruppe Malus Ludus – umsonst, wie wir nach ergänzenden Recherchen festgestellt haben, denn Malus Ludus hat sich im Januar 2014 in Neumentroll umbenannt.
Ebenfalls wieder mit dabei war der Gaukler Der wandernde Hannes, der ein ebenso atemberaubendes wie humoristisches Akrobatikprogramm bot.
Auf gar keinen Fall fehlen durften die Stuntmen der Gruppe Romantika, die zum 6. Mal in Weißenstein waren und längst fester Bestandteil des Ritterspektakels im Schatten der Burg sind. Sie hatten erneut zwei unterschiedliche Programme aus rasanter Fechtkampf-Action zu bieten, die pantomimisch kurze Geschichten erzählen, die so dramatisch wie humorvoll sind.
Genauso wenig dürfen natürlich die Tanzvorführungen der Amici Castelli fehlen, der Burgfreunde selbst. Die mittelalterlichen Tänze lassen erahnen, dass das Mittelalter nicht gar so finster und freudlos war, wie manche modernen Zeitgenossen es immer noch gern annehmen.
Die Ritter des Freien Ritterordens der Templer brachten wieder ihre überaus beliebte, stets gut besuchte Knappenschule in das Veranstaltungsgeschehen ein.
Großer Anziehungspunkt für die Veranstaltungsbesucher waren die beiden Umzüge der Gruppen am Samstag- und Sonntagnachmittag sowie die danach folgende Waffenschau und Vorführung von mittelalterlichen Kampftechniken.
Der historische Kern dieses Ritterspektakels ist die Belagerung und Erstürmung der Burg Weißenstein am 4. Dezember 1468 im Zuge des Böcklerkrieges (siehe Karfunkel-Combat Nr. 9). Im Rahmen des Veranstaltungsprogramms soll diese Schlacht nachgestellt werden, vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Für dieses Jahr war die Schlacht um Weißenstein ausschließlich für den Sonntag geplant, nicht wie 2012 Samstag und Sonntag. Wegen des erneut „unbespielbaren“ Platzes musste sie erneut abgesagt werden.
Auf die Frage, weshalb die Schlachtdarstellung nicht auf den Samstag vorverlegt worden war, erklärte der Josef Niedermeier gegenüber Karfunkel, dass die Wetterunbilden trotz der wenig positiven Wettervorhersage in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar gewesen seien. Zudem erfordere die Schlachtdarstellung auch eine gewisse Planung und Vorbereitung der Beteiligten. Das sei dann nicht so einfach aus dem Ärmel zu schütteln, um von eben auf jetzt das Programm zu ändern. So habe man es bei dem Sonntagstermin belassen, gehofft, dass es klappen würde und dann kurzfristig aus Gründen der Sicherheit der Beteiligten die Schlachtdarstellung doch abgesagt.
Dazu sei angemerkt, dass der Boden aufgrund der trockenen Witterung der vorangegangenen Zeit – es bestand bis Samstagabend Waldbrandstufe 4! – noch sehr gut aufnahmefähig war, es aber auf dem Markt, im Durchgang zum Lager sowie ausgerechnet im für die Aufführung wichtigen Arenabereich zu einer oberflächlichen Matschbildung kam – zu gefährlich, wenn Leute mit Spießen und Schwertern einen Schaukampf aufführen wollen. Konsequenterweise musste die Schlacht ausfallen. Kleiner Trost: Die Schäden an den Wiesen halten sich diesmal in erträglichen Grenzen.
Die Sicherheit nehmen die Veranstalter wirklich sehr ernst. Bei der Waffenschau wurden z. B. die Ziele der Bogenschützen weiträumig abgesperrt, um eventuelle Verletzungen durch verirrte Pfeile oder Querschläger unbedingt zu vermeiden.
Wegen des sonntäglichen Dauerregens brach der Veranstalter in Absprache mit den noch anwesenden Gruppen (einige waren schon geflüchtet) die Veranstaltung dann um 17 Uhr ab. Geplant war sie eigentlich bis 18 Uhr, aber Petrus ist definitiv kein Weißensteiner …
Hinweis für Interessierte an der nächsten Veranstaltung: Das nächste Ritterspektakel wird nach den gegenwärtigen Planungen im Jahr 2015 stattfinden! Um einer anderen Großveranstaltung in Regen aus dem Weg zu gehen, wird der Zwei-Jahres-Rhythmus auf die ungeraden Jahre verschoben.
Wer auch zwischen den Veranstaltungen ritterliches Flair genießen möchte, dem sei die neben der Burg Weißenstein gelegene, im April 2014 unter dem neuen Namen Ritterschänke Weißenstein wiedereröffnete „Weißensteiner Alm“ empfohlen. Mit etwas Glück bekommt man neben mittelalterlich benannter Küche dort sogar noch vom dunklen „Ritterbier“ der Brauerei Falter.